Christian Rohlfs: Weimar - Hagen - Ascona
Ein Weg in die Abstraktion
Christian Rohlfs war ein zu Unrecht in Vergessenheit geratener Künstler und unterschätzter Wegbereiter für die Moderne der Nachkriegszeit und des Informal. Die neue Sonderausstellung im Olaf Gulbransson Museum rückt ihn aus dem Schatten ins wohlverdiente Licht. Etwa 60 Werke aus Privatbesitz zeigen die Komplexität des Schaffens Christian Rohlfs – vom Naturalismus über Impressionismus und Expressionismus in die Abstraktion.
Über 400 Werke von Christian Rohlfs wurden von den Nazis als „entartete Kunst“ aus Museen und Sammlungen entfernt, und der Künstler selbst wurde posthum – ein halbes Jahr nach seinem Tod 1938 im Alter von 88 Jahren – aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Wer war dieser einst hochgeschätzte, später diffamierte Künstler, dessen Name heute kaum bekannt ist? Seine Werke lagern in den Archiven vieler Museen, sind aber nur selten in Sammlungen zu sehen – und der vollständige Umfang seiner über 70 Jahre währenden künstlerischen Tätigkeit bleibt oft unbeachtet. In den 1920er Jahren galt Christian Rohlfs als einer der bedeutendsten Vertreter der Klassischen Moderne; 1929 wurde in Hagen ein Museum nach ihm benannt, das erste Museum in Deutschland, das einem Maler zu Lebzeiten gewidmet wurde. „Es ist an der Zeit“, findet Michael Beck, Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft, „diesen Künstler wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Christian Rohlfs' Künstlerkarriere begann unerwartet: Nach einem Unfall, der ihn ans Bett fesselte, entdeckte er durch Zeichenutensilien seines Arztes sein Talent. Kurz bevor ihm mit 21 Jahren ein Bein amputiert wurde, wurde er an der Kunstschule in Weimar aufgenommen. Nach seiner Ausbildung als Figurenmaler widmete er sich der Landschaftsmalerei. 1901 kam er auf Einladung des Sammlers Karl Ernst Osthaus nach Hagen, wo er im Folkwang-Museum ein Atelier erhielt. Dort entdeckte er die europäische Avantgarde, was seinen Stil stark prägte. Später inspirierten ihn der deutsche Expressionismus und der Austausch mit Künstlern wie Emil Nolde. Im Tessin schuf er als über 80-Jähriger ein außergewöhnliches Spätwerk.
Die Ausstellung zeigt über 60 Werke Rohlfs’, die seine künstlerische Entwicklung vom Impressionismus zum Expressionismus und zur Abstraktion nachzeichnen.