BirkhahnWinter, © Florian Bossert

Naturverträgliches Winterwandern

Unsere freiwilligen Wald-Wild-Schongebiete

Die Hänge glitzern, sanft stieben Schneekristalle von den Bäumen, es knirscht unter den Füßen, der See liegt leuchtend blau im Tal und bei jedem Schritt tut sich ein noch malerisches Winterpanorama auf. Winterwandern und Schneeschuhwandern gehören zu den schönsten Aktivitäten der kalten Jahreszeit. Kann sein, dass man dabei dem einen oder anderen Ranger oder Gebietsbetreuer begegnet. Und die wissen Interessantes über unsere heimischen Wildtiere zu erzählen. Denn seit der Ernennung zum „Natura 2000“-Gebiet übernimmt unsere Region eine wichtige Verantwortung für eine bestimmte Spezies innerhalb der Fauna und Flora Europas ein: die Raufußhühner. Dass sich deren Lebensraum nicht verschlechtert, liegt in unserer Verantwortung. Dabei brauchen wir die Unterstützung aller, die in den Bergen unterwegs sind. Vor allem im Winter.

Auerhuhn und Birkhuhn in Gefahr

In den Bayerischen Alpen leben die letzten zusammenhängenden Vorkommen der Raufußhühner deutschlandweit. Sie gelten als Schirmart, denn mit dem Schutz von Birk- und Auerhühnern ist zugleich der Lebensraum zahlreicher anderer Tier- und Pflanzenarten geschützt. Einfach gesagt: Geht es Auer- und Birkhühnern gut, fühlen sich auch Steinadler und Gams, Schalenwild und Kolkrabe, der Schneehase und der Thymian-Ameisenbläuling wohl. Verschwinden die Schirmarten, geht es auch den anderen Wildtieren an den Kragen. Doch das Problem: Kaum ein Wanderer hat je ein Birkhuhn oder einen Auerhahn gesehen. Phantome also? Keinesfalls. Die Auerhühner leben in den lichten Wäldern und die Birkhühner weiter oben in der Latschenzone. Weil ihr Schutz so wichtig ist, gibt es im Winter ausgewiesene Wald-Wild-Schongebiete. Deren Einhaltung ist freiwillig. Und darum sind die Gebietsbetreuer und Ranger das ganze Jahr unterwegs, um den Menschen, die ihnen begegnen, Wissenswertes über diese seltenen Wildtiere zu erzählen.

Kleiner Bewegungsradius im Winter

In den Morgen- und Abendstunden der Dämmerung sind die Raufußhühner auf der Nahrungssuche. Tagsüber, wenn der Steinadler fliegt, sind sie in der Deckung. Er ist ihr einziger Feind im Winter, denn Bodenfressfeinde können eigentlich durch den tiefen Schnee nicht zu ihnen gelangen. Um ihre Winternahrung verdauen zu können, haben die Raufußhühner im Herbst Steinchen aufgenommen, die wie ein Mahlwerk wirken. Diese liegen schwer im Magen, daher ist ihre Anpassung, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Mit den Spuren, die der Mensch jedoch im Schnee hinterlässt, bereitet er nun unerwartet den Weg für Fuchs und Marder. Das wird den Birkhühnern zum Verhängnis. Darum ist es wichtig, ihre Lebensräume im Winter nicht zu betreten.

Die wichtigsten Wald-Wild-Schongebiete

  • Hirschberg am Südhang
  • Hirschberg zwischen Hauptgipfel und Hirschberghaus im Latschenbereich
  • Hochplatte im Steilhang
  • Fockenstein im Kammgebiet
  • im Bereich Platteneck am Schildenstein 
  • Grubereck/Risserkogel im Wallberggebiet

 

„Wir versuchen die Winterwanderer zu sensibilisieren, die sich mit dem Vorgipfel des Hirschbergs nicht zufriedengeben und zum Gipfelkreuz möchten“, erzählt Gebietsbetreuer Florian Bossert, „denn dann durchqueren sie genau den Lebensraum der Birkhühner“.

Nicht nur wegen der Wildtiere, auch wegen der Lawinengefahr ist es wichtig, dass Winter- und Schneeschuhwanderer sowie Tourengeher auf den Winterwanderwegen bleiben. Nicht alle Sommerwanderwege sind im Winter begehbar, daher ist es ratsam, die Route vorab gut zu planen. Die freiwilligen Schongebiete gelten von 1. Dezember bis 14. Juli, denn auch die Balz- und Brutzeit sind wichtig zum Erhalt der Art.

Gutes Kartenmaterial für sichere und naturverträgliche Tourenplanung

Die Alpenvereins aktiv App bietet die detaillierte Alpenvereinskarte mit zuschaltbaren Layern. Die Basisversion ist kostenlos. Sie beinhaltet auch die Wald-Wild-Schongebiete im Layer „Hinweise und Sperrungen“. Zudem lassen sich unterschiedliche Kartenhintergründe zuschalten, beispielsweise die Hangneigung, die sicherheitsrelevant ist.