Jacqueline Krause-Burberg, © Jacqueline Krause-Burberg

Jacqueline Krause-Burberg

Beobachterin mit der Kamera

Sie ist auf der ganzen Welt unterwegs und fotografiert Menschen: Schauspieler, Politiker, Prominente. Seit zwölf Jahren lebt Jacqueline Krause-Burberg am Tegernsee. Ihre erste Kamera, eine Kodak Brownie Starmite, hielt sie schon mit sechs in den Händen. Das Licht spielt eine enorm wichtige Rolle in ihrem Leben als Fotografin. Wir haben mal nachgefragt, welche Projekte sie gerade mit der Kameralinse begleitet und was der Tegernsee für sie bedeutet.

Steckbrief:
Name: Jacqueline „Jacky“ Krause-Burberg
Geburtstag: 22.04.1957
Geburtsort: Wiesbaden
Wohnort: Rottach-Egern
Worum geht’s? Fotografie

Du bist viel unterwegs. Was fotografierst du gerade?

Diesmal bin ich in der Nähe: In Mittenwald am Set für eine Weihnachtsgeschichte vom ZDF, die Weihnachten ausgestrahlt wird.

Dein nächster Auftrag ist dann dein letzter? Weil mit 66 Jahren…

… da fängt das Leben an, haha. Eigentlich wollte ich ruhiger treten, aber leider klingelt das Telefon immerzu. Obwohl ich schon deutlich weniger unterwegs bin. Früher kannte mich jede Raststätte in Deutschland und Österreich, weil ich quasi nur on Tour war. Wenn ich reinkam, bin ich namentlich begrüßt worden.

Und wie hat es dich an den Tegernsee verschlagen?

Ich habe im Rheingau gewohnt und viel für den hessischen Rundfunk, den SWR und das ZDF gearbeitet. 2010 habe ich ein Jahr Auszeit genommen, um meine Mutter zu pflegen. Sie war nach dem Tod meines Vaters an den Tegernsee gezogen. Als sie verstarb, saß ich da: Was mache ich jetzt? Am nächsten Tag rief die ARD an und fragte, ob ich Lust und Zeit hätte, ein Jahr lang „Um Himmels Willen“ zu fotografieren. Das war der Moment, in dem ich mich entschied, hierzubleiben.

Was bedeutet die Fotografie für dich?

Alles! Das Festhalten des Moments. In dem Moment, in dem du die Fotografie machst, ist ja er ja schon wieder Geschichte.

Hast du die Kamera immer griffbereit?

Immer, mein ganzes Leben hindurch. Heute ist es allerdings oft mein Handy. Da fotografiere ich auch manchmal die Landschaft, wenn sie mich in dem Augenblick anspringt. Mein Hauptsujet aber waren und sind immer die Menschen.

Aufgewachsen bist du in Wiesbaden, dein Vater war Amerikaner – inwieweit hat er dich geprägt?

Mein Vater war ein toller Fotograf und auch meine Mutter künstlerisch begabt, das habe ich von beiden mitbekommen. Wenn mein Vater seine Bilder in der Dunkelkammer entwickelt hat, war ich oft dabei. Ich fand das als Kind sehr spannend, wie auf einem Blatt Papier aus dem Nichts ein Bild entsteht.

Mit sechs Jahren hat dir dein Vater die erste Kamera geschenkt?

Ja, die kleine Brownie von Kodak, die habe ich immer noch. Wie man das als Kind so macht, habe ich zunächst einmal Tiere im Zoo fotografiert. Der Gorilla hat mich am meisten fasziniert.

Als Kind wusstest du nichts Genaues über den Beruf deines Vaters. Erst bei seiner Beerdigung hast du erfahren, dass…?

…er so eine Art James Bond war (lacht). Da hat mir ein ehemaliger General des amerikanischen Militärs erzählt, dass er gemeinsam mit Polarforscher General Richard Evelyn Byrd 1947 als Photogrammetrist und Geodät in der Antarktis auf der Geheimoperation „Windmill“ war. Zum Erbe meines Vaters gehört noch ein Archiv mit umfangreichem Film- und Fotomaterial dieser Expedition. Gleich nach Kriegsende hat er beispielsweise Luftaufnahmen von ganz Deutschland gemacht. Davon hat er mir als Kind nichts erzählt, aber er hat meine Neugier für die Fotografie geweckt.

Wolltest du als Kind schon Fotografin werden?

Es kommt mir so vor, als wäre ich mit der Idee schon geboren. Manchmal meine ich, der erste Kontakt mit Licht bei meiner Geburt hat mich geprägt. Licht ist der Schlüssel zur Fotografie. Ich habe dann eine Fotografenausbildung gemacht, das Handwerk von der Pike auf gelernt. Und mir war immer klar, dass ich Menschen fotografieren wollte: einzeln, in ihrem Umfeld, in Trauer, in Freude, in Liebe, bei der Arbeit.

Wie ging es los mit deiner Karriere?

Ich war immer neugierig und habe gern mit der Kamera experimentiert und jede Herausforderung angenommen. Mit dreiundzwanzig habe ich in Wengen im Berner Oberland, gleich bei der Eiger-Nordwand, die ganzen Weltcups fotografiert. Beim Rennen hängst du am Hang, und wenn du den Skifahrer hörst, musst du abdrücken. Wenn du ihn siehst, ist er schon vorbei.

Was war dein ungewöhnlichster Auftrag?

Ein halbes Jahr lang habe ich die Weltreise von Scheich Mohamed Ashmawi fotografisch dokumentiert. Das war 1982 und meine Eltern waren zunächst ein bisschen in Sorge, dass ich womöglich in seinem Harem lande. Für mich war das ein Wahnsinns-Erlebnis. Ich war Anfang zwanzig und durfte die Großen der Welt kennenlernen auf den Empfängen mit allen wichtigen Personen aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness.

Da hast du sicher in bizarre Situationen erlebt?

Ich kam gerade vom Flughafen, mit Cowboyhut und Staubmantel und schweren Stiefeln und wurde mit dem Fahrstuhl direkt hoch ins Penthouse gebracht. Als die Fahrstuhltür sich öffnete, wäre ich am liebsten im Boden versunken, aber der Scheich hat mich stolz dem Bürgermeister von Kairo vorgestellt – als seine Privatfotografin aus Deutschland. In Los Angeles bin ich morgens mit John Denver im Hotelpool geschwommen. Und als ich mit der Frau des Scheichs vorm Beverly Hills Hotel stand, stieg Sean Connery aus einem mit Vogelscheiße verdreckten Ford und plauderte fröhlich mit uns. Ich hatte allerdings einen hochroten Kopf und hab keinen Ton rausgebracht. (lacht)

Du bist damals also schon den großen Stars des Films begegnet, und dann bist du schließlich beim Film gelandet?

Als ob es vorprogrammiert gewesen wäre. Ich hatte in Wiesbaden ein Fotostudio auf dem ehemaligen Filmgelände, wo die ganzen Ufa-Filme gedreht wurden. Irgendwann stand jemand bei mir im Studio und fragte, ob ich Lust hätte, bei einem Film als Set-Fotografin mitzuarbeiten. Erst einen Tag später habe ich erfahren, dass es sich dabei um den Film „Seven servants“ mit Anthony Quinn handelte.

Wie war Anthony Quinn?

Er kommt rein und der Raum ist hell. Du hast Gänsehaut, alle Haare stehen dir zu Berge, so eine Ausstrahlung hatte der. Aber es war ja die Zeit der Männerdomäne im Filmbusiness und auch er war ein Macho. Er meinte beispielsweise: Für ihn ist eine Frau erst dann eine Frau, wenn sie einen Rock trägt.

Heute würde man es vielleicht nicht Machismos, sondern sogar toxische Maskulinität nennen?

Die Filmbranche war und ist nicht leicht – speziell für Frauen. Und damit meine ich nicht nur #metoo. Als junger Mensch hast du eine Vision und möchtest etwas leisten in deinem Traumjob. Dann ist es unter Umständen desillusionierend, wie es am Filmset zugeht. Es gibt immer wieder Regisseure und Stars – männliche, aber auch weibliche – die ihre Crew drangsalieren. Ich hatte großes Glück, dass mir mein Vater so viel Power und Selbstbewusstsein mitgegeben hat. Ich habe mich nicht einschüchtern lassen und hätte eher mal die Rechte rausgeholt, als mir an die Wäsche gehen zu lassen. Damals waren Film und Fotografie noch Männerdomänen, deshalb war sehr wichtig, bei jedem Auftrag auch die Fronten zu klären und sich Respekt zu verschafften.

Wie ist deine Erfahrung am Set?

Ich bin froh, dass ich Klaus Kinski nicht begegnet bin, vielleicht hätte ich den Job dann nicht bis zum Schluss gemacht. Aber es gibt sie, diese toxischen Regisseure, auch heut noch. Und ich finde, das darf nicht sein. Wir sind doch ein Team, wir arbeiten alle am Gelingen des Filmes.

Die Liste der Filmstars, die du fotografiert hast, ist lang: von Anthony Quinn bis Marianne Sägebrecht. Und alle wichtigen Gesichter von Tatort über Der Alte bis Polizeiruf 110. Was muss man mitbringen zum Umgang mit den Promis?

Respekt. Auch Zurückhaltung ist wichtig, sich selbst nicht zu wichtig nehmen, denn es geht nicht um mich als Fotografin, sondern um das Gegenüber. Du musst Vertrauen aufbauen, denn sonst bekommst du kein authentisches Foto. Aber schüchtern sollte man nach Möglichkeit nicht sein, sonst wird man aufgefressen.

Und was machst du heute so?

Weniger insgesamt. Mittlerweile ist die Bavaria auf mich aufmerksam geworden und ich fotografiere viele Filmsets in der Region, beispielsweise die Serie „Frühling“ in Bayrischzell oder „Toni, männlich, Hebamme“ mit Leo Reisinger aus Otterfing. Und ich habe auch Fernsehproduktionen begleitet, beispielsweise „aufgspuit!“ mit Werner Schmidbauer und habe viel Spaß bei bayrischen Komödien à la „Bier Royal“.

Außerdem fotografierst du für unterschiedliche Magazine in der Region…

„Die Miesbacherin“ und „Unser Tegernsee“. Ich lerne dadurch viele Leute im Landkreis kennen. Außerdem fotografiere ich für Hotels und Gastronomen rund um den Tegernsee. Ein schönes Projekt war auch der Harley Club Miesbach, ich bin früher selbst Harley gefahren.

Was passiert, wenn du bald 66 wirst?

Was ganz Komisches. Auf English kann ich es besser ausdrücken: „You get mellow“. Vielleicht trifft „ausgeglichener“ es besser. Aber auch „abgeklärt“. Mir kann auch keiner mehr blöd kommen. Das ist ein tolles Gefühl. Für mich ist Freizeit jetzt eine andere Art von Arbeit: Ich möchte jetzt meine Sachen aufarbeiten. Jahrzehnte habe ich nur gesammelt, jetzt gehe ich zurück und schaue: Was habe ich da eigentlich gemacht?

Also Zeit für eine Retrospektive?

Je älter man wird, umso mehr interessiert man sich für die Vergangenheit. Ich arbeite jetzt Stück für Stück mein eigenes Werk auf, außerdem die Fotografien und Filme meines Vaters. Und die Erinnerungen meiner Mutter. Sie war hier mit ihrer Freundin kurz nach dem zweiten Weltkrieg im Urlaub und hat ein Tagebuch geschrieben, gezeichnet, gemalt, fotografiert.

Auch familiär verbindet dich eine lange Geschichte mit der Region…

Der Tegernsee war immer so ein Sehnsuchtsort meiner Familie – schon meine Großeltern mütterlicherseits sind gern hier gewesen. Nachdem mein Vater 1985 tödlich verunglückt war, habe ich ein Jahr später mit meiner Mutter eine Fahrt „in die Erinnerung“ gemacht. Sie hat mir die Plätze gezeigt, die sie damals auf Reisen mit ihm am Tegernsee besucht hat. Und dann hat sie sich entschieden, herzuziehen. Später habe ich ihre Nachfolge angetreten.

Was macht das Tegernseer Tal für dich aus?

In dem Moment, in dem du in Holzkirchen von der Autobahn runterfährst, lässt du alle Anspannung fallen. Der nächste Moment ist der Gmunder Berg, wenn der See sich auftut. Dann ist alles, was hinter dir liegt, vergessen. Das ist Heimkommen. Das Tegernseer Tal ist wie ein Kokon.

Dein Lieblingsplatz am Tegernsee?

Der Kurpark in Kreuth. Das ist ein magischer Platz mit besonderer Energie, ich kann es gar nicht beschreiben. Wie eine Oase? Da bin ich sehr gern, das ist für mich ein Kraftort.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Fotografin Jacqueline Krause-Burberg.

Impressionen

Jacqueline Krause-Burberg 02, © Jacqueline Krause-Burberg
Jacqueline Krause-Burberg 02

© Jacqueline Krause-Burberg

Jacqueline Krause-Burberg 03, © Jacqueline Krause-Burberg
Jacqueline Krause-Burberg 03

© Jacqueline Krause-Burberg

Jacqueline Krause-Burberg 04, © Jacqueline Krause-Burberg
Jacqueline Krause-Burberg 04

© Jacqueline Krause-Burberg

Jacqueline Krause-Burberg 05, © Jacqueline Krause-Burberg
Jacqueline Krause-Burberg 05

© Jacqueline Krause-Burberg

Jacqueline Krause-Burberg 06, © Jacqueline Krause-Burberg
Jacqueline Krause-Burberg 06

© Jacqueline Krause-Burberg

Jacqueline Krause-Burberg 07, © Jacqueline Krause-Burberg
Jacqueline Krause-Burberg 07

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