Kunstschmied Gloggner 1, © Sabine Ziegler-Musiol

Bernhard Gloggner

Kunstschmied aus Leidenschaft

Im Bergsteigerdorf Kreuth steht ein Schuh. Nicht irgendeiner natürlich. Ein Bergsteigerschuh. Und obendrauf – eine Gams! Die Frage ist: Wie kommt die Gams auf den Bergsteigerschuh? Das wollen wir einmal von Bernhard Gloggner wissen.

STECKBRIEF:

Name: Bernhard Gloggner
Geburtstag: 17.04.1959
Geburtsort: Tegernsee
Wohnort: Kreuth
Worum geht’s? Handwerkskunst im Bergsteigerdorf

Neckisch blickt die Gams nach unten zum Bergsteiger, der ihr entgegen kraxelt, und scheint sich zu fragen: „Wos duast denn Du do herob’n?“. In Kreuth – da leben Mensch und Tiere miteinander in Einklang, scheints. Und das Bergsteigen sowie das Handwerk haben eine lange Tradition.

… auch bei den Gloggners?  

Wie herrlich das Wandern und Bergsteigen in den Kreuther Bergen ist und wie gut es auch den Sommerfrischlern tut, das wusste im 19. Jahrhundert schon Herzog Ludwig Wilhelm. „Darum stellte er meinen Urgroßvater Josef nicht nur als Zimmerer an, sondern auch als Bergführer für die Gäste aus der Stadt.“ Seither haben die Gloggners viele Bergsteiger und Bergführer hervorgebracht, die teils sogar an weltweiten Expeditionen teilgenommen haben. Auch dem Handwerk sind sie treu geblieben.

Der Uropa war Zimmermann, aber jetzt wird geschmiedet?

„Ja, genau. Die Liebe zum Schmiedehandwerk habe ich vom Vater geerbt, der auch im Herzoglichen Haus in Wildbad Kreuth als Kunstschmied und Schlosser gearbeitet hat.“ Die Ausbildung hat er dann gemeinsam mit seinem Schulkameraden Hans Reichhart absolviert und auch die Meisterprüfung. Danach gründeten sie die Kunstschmiede Gloggner & Reichhart in Kreuth-Point und blieben dem traditionellen Handwerk treu. Industriell vorgefertigte Stanz- oder Zubehörartikel kommen in ihrer Schmiede nicht zum Einsatz – hier wird alles selbst gemacht.

Was sind die wichtigsten Werkzeuge eines Schlossers?

Bei der Frage lacht Bernhard Gloggner und nennt zuerst einmal: „Zeichenstift, Kohle und Kreide – denn jede Arbeit beginnt mit einem Entwurf“. Das Zeichnen und Entwerfen haben ihm schon immer gelegen. Und so hat er sich auch an die Arbeit gemacht, als die Gemeinde ihre Kreuther Kunstschmiede um kreative Ideen für das Bergsteigerdorf bat.

So entstand die Idee mit dem Bergsteigerschuh?

„Bei der Schmiedearbeit, so der Wunsch aus dem Rathaus, sollten ein Bergsteiger und eine Gams vorkommen“, erinnert er sich. „Da habe ich gern an die Bergsteigertradition meiner Familie angeknüpft.“ ‚Kreutherisch‘ sollte der Bergsteiger sein, mit Hut und Rucksack. Dann hatten sie den Einfall mit dem Bergschuh als Gipfel. Für den Entwurf stand Geselle Leonhard Hagn aus Kreuth, der auch bei der Bergwacht aktiv ist, im Schärfener Steinbruch ‚Modell‘.

Ist das nicht auch ein tolles Souvenir?

„Ja, die Idee hat sich tatsächlich weiterentwickelt. Heute findet man die Eisenskulptur nicht nur auf einem Stein vor dem Rathaus und vor der Tourist-Information. Wir fertigen auch eine Miniaturausgabe und ein Windspiel für den Garten an“, freut er sich. „Ebenfalls beliebt ist die Variante mit Lärchenholzsockel. Sie werden von Gästen und Einheimischen gern als Souvenirs oder Geschenk gekauft.“

Wie entstehen Marterl, Grab- und Gipfelkreuze?

„Ist ein Entwurf fertig, kommen die Schmiedewerkzeuge zum Einsatz: Schmiedehammer, Amboss und natürlich auch zeitgemäße Maschinen wie Schweißgerät, Schleif- und Bohrmaschinen“, erläutert Bernhard Gloggner. „Hauptsächlich wird mit Eisen gearbeitet, aber auch Edelstahl, Messing, Bronze und Kupfer kommen zum Einsatz.“ Wer über den Kreuther Friedhof spaziert, findet allerhand traditionelle und zeitgemäße Grabkreuze, die aus der Werkstatt von Gloggner & Reichhart stammen. Viele der alten „Marterl“, die man beim Wandern in den Kreuther Bergen sieht, wurden von der Kunstschmiedewerkstatt repariert oder restauriert. Gipfelkreuze sind meist aus Lärchenholz, aber die Halterungen und Beschläge, beispielsweise für die beiden Kreuze am Hirschberg, entstehen ebenfalls in der Werkstatt. Wird ein morsches Gipfelkreuz vom Trachtenverein D’Hirschbergler erneuert, tragen es die Männer von Scharling bis auf den Gipfel hinauf. Dreimal ist auch Bernhard Gloggner schon dabei gewesen.

Eisen muss man schmieden, solange…?

„Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es warm ist“, meint der Kunstschmied zwinkernd und fügt hinzu: „Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet“.

… und nach Feierabend?

„In der Freizeit zieht es mich nicht immer auf die Gipfel hinauf, gern mache ich einfach nach Feierabend einen Spaziergang mit meiner Frau in den Wald oder am Bach entlang. Oder wir radeln auf eine der nahegelegenen Almen, beispielsweise ins „Boaraibe“, wie die Kreuther die Bayeralm nennen.“

Was bedeutet Kreuth für Sie und Ihre Familie?

„Wir sind schon seit vielen Generationen in Kreuth ansässig, deshalb steht der Ort für Heimat, Tradition und Verbundenheit mit dem Erbe der Vorfahren, in deren Haus ich mit meiner Familie noch heute lebe.“

 

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Impressionen

Kunstschmied Gloggner 4, © Sabine Ziegler-Musiol
Kunstschmied Gloggner 4

© Sabine Ziegler-Musiol

Kunstschmied Gloggner 3, © Sabine Ziegler-Musiol
Kunstschmied Gloggner 3

© Sabine Ziegler-Musiol

Kunstschmied Gloggner 2, © Sabine Ziegler-Musiol
Kunstschmied Gloggner 2

© Sabine Ziegler-Musiol

Kunstschmied Gloggner 5, © Sabine Ziegler-Musiol
Kunstschmied Gloggner 5

© Sabine Ziegler-Musiol

Kunstschmied Gloggner , © Sabine Ziegler-Musiol
Kunstschmied Gloggner

© Sabine Ziegler-Musiol